Donnerstag, 28. Juli 2011

Team-Check AFC East

Gestern begann ich damit, einen Free-Agency-Check zu erstellen. Meine Idee war es, an jedem Tag vier Teams einer Division vorzustellen und zu erklären, auf welcher Position sich diese Teams in der Free Agency verstärken sollten. Doch weil in den vergangenen Tagen auf dem Free-Agent-Markt schon ordentlich die Hölle los war und auch in den kommenden Tagen viel passieren wird, halte ich es für ungünstig, einen Free-Agency-Check zu machen. Denn Mannschaften, deren Bedürfnisse ich heute erläutere, könnten morgen schon einen Spieler auf jener Position verpflichtet haben. Und schon wirkt mein Blog wenig aktuell. Daher wird aus meinem Free-Agency-Check ein Team-Check. Dabei stelle ich ganz kurz die einzelnen Teams jeder Division vor, deren Stärken und Schwächen, ich erkläre, was die einzelnen Teams verbessern müssen und gebe eine kurze Prognose ab, wie die jeweiligen Mannschaften in der kommenden Saison abschneiden werden.

                                    AFC East

                                              Buffalo Bills
Vergangenheit: Der einzigartige Dave Dameshek von nfl.com fragte vor wenigen Wochen in seinem Blog, die Fans welcher Franchise man am meisten bemitleiden müsste. Ich beantwortete die Frage ganz klar mit: Buffalo Bills. Viermal standen die Bills in den frühen 90ern im Super Bowl. Alle vier Spiele verloren die Bills. Bei uns in Deutschland nennt man sowas wohl "Vizekusen". Danach ging es rapide bergab. 1999 erreichten die Bills das letzte Mal die Playoffs. In den Jahren danach gab es in Buffalo nur eine einzige winning season, ein atemberaubendes 9-7 im Jahr 2004. Und der große Rivale in der Division gründet nebenbei auch noch eine Dynastie. Auch wenn die Bills in der vergangenen Saison sicher bei weitem nicht zu den Top Teams
zählten, gab es einige Lichtblicke. QB Ryan Fitzpatrick zeigte trotz erschreckend schwacher O-Line einige beeidnruckende Spiele. WR Steve Johnson war eine der größten positiven Überraschungen der Saison. Und RB Fred Jackson ließ in der zweiten Saisonhälfte sein Talent aufblitzen, als man ihm mehr Touches gewährte.

Der wohl berühmteste Drop der
vergangenen Saison

Zukunft: Die Bills haben ihre Defense im Draft ordentlich verstärkt. Buffalo bediente sich bei den renomiertesten Universitäten. Von DT Marcell Dareus und CB Aaron Williams erwarte ich schon in ihrer ersten Saison eine Menge. Sollten die Bills SS Donte Whitner halten, würde dieser mit FS Jairus Byrd eine Secondary bilden, die für jeden Quarterback eine Herausforderung darstellt. LB Paul Posluszny sehe ich als den Führer (ok, hier ist ein Anglizismus wohl angebracht) den Leader der Defense. Ich würde mir in der Bills-Defense noch einen guten DE oder OLB wünschen, vielleicht Manny Lawson, der überraschend immer noch nicht bei den 49ers verlängert hat.

Nun zur Offense, zunächst kümmern wir uns um diejenigen, die Punkte aufs Board bringen. Ryan Fitzpatrick hat in der vergangenen Saison gezeigt, dass er zu Recht in der NFL spielt. Mit Steve Johnson und Lee Evans hat der Quarterback zwei zuverlässige Anspielstationen. Fred Jackson und CJ Spiller, der in der kommenden Saison sicher einen Gang hochschalten wird, bilden ein solides Backfield. Doch leider haben die Bills keinen Tight End. Und mit keinen meine ich keinen. Meiner Meinung nach sollten die Bills alles daran legen, einen vernünftigen TE zu verpflichten, z.B. Zach Miller.
Nun kommen wir zur O-Line. Ein neuer guter left-tackle ist ein Muss. Ich hatte an dieser Stelle bereits Doug Free vorgeschlagen, der im letzten Jahr überraschend dominant auftrat.  Nach einer kurzen Schreibpause und einem Blick auf nfl.com sah ich jedoch, dass Free gerade bei den Cowboys verlängert hat. Tja, so schnell kann's gehen. Wie auch immer, die Bills müssen irgendeinen akzeptablen Spieler auf dieser Position aus dem Hut zaubern.

Prognose: Sorry, liebe Bills-Fans, aber auch in diesem Jahr wird es (noch) nichts mit einer winning season. Aber ich bin mir sicher, dass die Bills auf einem guten Weg sind. Die Bills werden wohl ihre meisten Free Agents ziehen lassen, was sehr viel Handlungsspielraum bietet bezüglich Neuverpflichtungen. Das wird wohl dazu führen, dass sich die Bills in dieser Saison zu einem unangenehmen Gegner entwickeln könnten. Die Bills beenden ihre Saison 6-10 und locken mit einem Spiel, das teilweise echt so aussieht wie Football, wieder massig Zuschauer ins Stadion...solange die Bills noch in Buffalo spielen.


                                               Miami Dolphins
Vergangenheit: Auch wenn die Dolphins in der 45-jährigen Vereinsgeschichte erst zweimal den Super Bowl gewannen (1972, 1973) zählen sie zu den traditionsreichsten Teams der NFL. In den 1980ern und 90ern stellte Dan Marino etliche NFL-Rekorde auf. Brett Favre baute zwar ein paar dieser Rekorde später aus, aber sollte Favre nicht (schon wieder) zurückkehren, sollten die meisten Marino-Rekorde noch lange Zeit bestehen bleiben. Einen Titel holte Marino jedoch nie. Und immer dann, wenn man in Miami völlig euphorisch war und glaubte, dies sei die Saison, scheiterte man entweder mit viel Pech auf der Zielgeraden oder absolut peinlich direkt am Start. Die Dolphins sind, wenn man so will, der FC Schalke der NFL. Auch in der vergangenen Saison hielten die Miami-Fans schon nach zwei Spieltagen die Lombardy-Trophy in der Hand. Mit Brandon Marshall holten sie vergangene Saison einen der besten Receiver im Lande. Ronny Brown war nach seiner schweren Verletzung wieder fit, Ricky Williams kam zurück und die ersten beiden Saisonspiele gewann Miami gegen die Bills und die Vikings. Danach schwächelten die Dolphins jedoch. Brandon Marshall lieferte nicht die Leistung, die man von ihm erwartete und Chad Henne, Chad

Isst angeblich nur rohes Fleisch:
Cameron Wake
Pennington und *schluck* Tyler Thigpen wechselten sich auf dieser Position ab, die man in funktionierenden Mannschaften als Quarterback bezeichnet. Miami beendete die Saison 7-9.

Zukunft: Die beiden großen Baustellen in der Offense sind QB und RB. Bezüglich letzterem wurden die Dolphins bereits aktiv und verpflichteten Reggie Bush, der mit Rookie Daniel Thomas sicher ein feuriges Duo abgeben wird. Wie nfl.com berichtet, sind die Fins an Kyle Orton interessiert. Was Orton leisten kann, haben wir vergangene Saison bei den Broncos gesehen. Er wäre definitiv eine Verstärkung für Miami. Die Defense halte ich für extrem stark. Sollte es den Dolphins gelingen, noch einen guten Free Safety zu verpflichten, gehört die Miami-D# zu den besten der Liga.

Prognose: Die Dolphins beenden die Saison 9-7 und verpassen knapp die Playoffs. Zu stark sind die Division-Gegner aus New York und Boston.

                                             New York Jets
Vergangenheit: In den vergangenen beiden Jahren schafften es die Jets jeweils bis ins AFC Championship Game. Ihren Erfolg hatten die Jets in erster Linie ihrer dominanten Defense zu verdanken. Besonders hervorzuheben ist CB Darrelle Revis, von dem manche behaupten, er sei momentan der beste Spieler in der NFL. Headcoach Rex Ryan, der zuvor Defensive Coordinator bei den Baltimore Ravens war, formte eine äußerst schlagkräftige Defense. In der Offense feierte LaDainian Tomlinson vergangene Saison ein Comeback. Am jungen QB Mark Sanchez (Rookie-Saison 2009) scheiden sich die Geister. Die einen sehen in ihm einen äußerst talentierten, kommenden QB-Star. Die anderen zweifeln daran, dass Sanchez jemals besser wird als ein durchschnittlicher NFL-Quarterback. 

Zukunft: Heute haben sich die Jets mit WR Santonio Holmes auf einen neuen Vertrag geeinigt. Das war mehr als wichtig, weil Sanchez auf jeden Fall einen Go-to-guy wie Holmes braucht. RB Shonn Greene ist meiner Meinung nach einer der heißesten Anwärter auf den Preis des breakout-players of the year. Fragen über Fragen tummeln sich rund um die D-Line. Dass Shaun Ellis in New York bleibt, gilt als unwahrscheinlich. Auch Trevor Pryce hat noch nicht unterschrieben. Mit Muhammad Wilkerson und Kenrick Ellis haben die Jets zwar zwei schlagkräftige D-Liner im Draft nach NYC gelotst. Aber Rookies tun sich in einer 3-4-Defense meist schwer. Ein erfahrener D-Liner sollte daher noch verpflichtet werden. CB Antonio Cromartie wird den Verein wohl verlassen. Und Gerüchte wurden laut, die Jets wären ernsthaft an Nnamdi Asomugha interessiert. Die CB-Kombination Revis-Asomugha wäre natürlich eine fiese Angelegenheit für jeden gegnerischen Quarterback.

Prognose: Die Defense der Jets macht mal wieder einen hervorragenden Job und deswegen erreichen die J-E-T-S Jets Jets Jets nach einer 11-5 season die Playoffs als Sieger der Division. Wegen der unkonstanten Offense scheitern sie aber entweder an den Steelers oder den Ravens.

Gegen den Division-Rival machen
Interceptions gleich doppelt Spaß


           New England Patriots
Vergangenheit: In den vergangenen zehn Jahren gewannen die Patriots achtmal ihre Division und sogar dreimal den Super Bowl. Bill Belichick, der 2000 seinen Amtsantritt als Headcoach bei den Pats feierte, gründete eine Ära. Mit Star-Quarterback Tom Brady formte Belichick die wohl stärkste Mannschaft in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts. In der vergangenen Saison galten die Patriots lange Zeit als heißester Anwärter auf die Lombardy-Trophy, vor allem weil die Offense ihre Gegner in vielen Spielen sprichwörtlich überrannte. Die beiden Running Backs BenJarvus Green-Ellis und Danny Woodhead brannten ein wesentlich größeres Feuerwerk ab, als man ihnen zugetraut hätte. Zudem spielte Rückkehrer Deion Branch überraschend stark. Mit Wes Welker haben die Patriots dann noch einen der besten Slot Receiver aller Zeiten. Wobei sich auch hierbei die berühmte Henne-oder-Ei-Frage stellt, ob Welker vielleicht nur wegen Brady so gut ist. Wie auch immer, in den Playoffs scheiterten die Patriots überraschend in der Divisional Round am großen Rivalen New York Jets.

Zukunft: Die Patriots haben das Glück, eine fertige Mannschaft zu besitzen. Vor allem vor dem Hintergrund der kurzen Vorbereitung wegen des Lockouts ist dies ein großer Vorteil. Mit Nate Solder haben die Patriots einen starken O-Liner im Draft verpflichtet. Um Solder in die Line zu integrieren, sollte man den erfahrenen Logan Mankins unbedingt binden. Mal abgesehen von seiner Erfahrung ist Mankins auch noch zufällig einer der besten Guards in der Liga. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass die Patriots im Draft alles daran setzen werden, irgendein pass rushing beast zu holen. Wie Ihr meinen Draft-Vorberichten entnehmen könnt, hatte ich vermutet, die Patriots wählen Ryan Kerrigan (Purdue), welcher exakt ein Pick vor den Patriots von
den Redskins gewählt wurde. Anscheinend vertrauen die Patriots Jermaine Cunningham. Auch ich könnte mir vorstellen, dass sich Cunningham in naher Zukunft zu einem mehr als soliden Starter entwickelt. Ansonsten sehe ich keine große Schwachstelle in der Mannschaft. Nun gut, wenn ich schon einmal dabei bin, könnte ich es auch ganz genau nehmen. Die Patriots könnten vielleicht noch einen flotten Wide Receiver gebrauchen, der eine Defense stretchen kann, wie man so schön sagt. Der Wahnsinn wäre dahingehend die Verpflichtung von Braylon Edwards.

Prognose: So sehr ich stets versuche, meine Meinungen durch Statistiken oder schlüssige Argumente zu stützen, überwiegt bei der Saisonprognose leider mein Bauchgefühl. Irgendwie habe ich diese Vorahnung, dass die Patriots keine besondere Saison spielen werden. Ich glaube, Brady, die jungen Runningbacks, Welker und Branch werden nicht mehr allzu eindrucksvolle Stats produzieren. Und so stark die Defense auch wirken mag. Schon in der vergangenen Saison gab die Defense zwar nur selten big plays ab, dafür aber kontinuierlich immer wieder und immer wieder kleine Yard-Portionen. Die Pats beenden die Saison 10-6 und scheitern im Wild-Card-Game.

Morgen geht es weiter mit den Mannschaften der AFC West.

7 Kommentare:

  1. also jetzt bleiben wir mal auf dem teppich

    die bills sind meilenweit davon entfernt, eine vernünftige mannschaft aufzustellen.

    und zu den jets: die defense wird von denen bröckeln diese saison. die patriots werden diese saison rocken, und den grund sagst du ja selber: die sind eingespielt, was viele andere teams nicht sind nach dem lockout

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  2. also erstmal fettes Lob: schön geschriebener blog kollege

    @bradybundchen: bei den bills hat er nicht ganz unrecht. guck mal in der letzten saison die spiele, das sah schon besser aus als noch vor zwei drei jahren. da entwickelt sich was, es dauert halt nur, schritt für schritt verbssern die sich.

    zu den jets kann ich als fan nur sagen, dass ich ein ähnliches gefühl habe wie was du da schreibst. unsere defense rockt schon derbe, aber sanchez und unsere receiver, hmm, ich weiß nicht. so wirklich überzeugt hat mich das noch nicht.

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  3. hans-francisco-49ers28. Juli 2011 um 22:46

    Also ich hab die Dolphins ja ganz oben auf meiner Liste der potenziellen Überraschungsteams. Die haben eine bärenstarke Defense, eine Offense die was reißen kann, vor allem wenn noch ein guter QB kommt. Ich könnte mir vorstellen, dass die mit ein wenig Glück das Wild-Card Game erreichn können. Vielleicht werden die Dolphins das, was die Chiefs letztes Jahr waren.

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  4. @ hans: Ich habe die Dolphins auch auf dem Schirm, aus folgendem Grund: niemand hat sie auf dem Schirm ;-)

    Vor jeder Saison tippen Experten irgendwelche Überraschungsmannschaften. Aber meistens werden es dann irgendwelche Mannschaften, mit denen niemand rechnete...deswegen heißen sie ja auch Überraschungsmannschaften :-)

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  5. Paul Posluszny ist mittlerweile zu den Jacksonville Jaguars gewechselt.

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  6. Oh Mann!
    Genau das ist das, was ich in dem Eintrag eingangs erwähnte. Der Free-Agent-Markt ist so wild in diesem Jahr, es lohnt sich eigentlich gar nicht, jetzt eine Vorschau zu schreiben, weil morgen schon wieder alles anders aussieht :-)

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  7. Little Piccolo und Lara Thomé.... Ok kleiner Spaß am Rande.

    Bei den meisten Einschätzungen bin ich absolut beim Autor. Da es hier aber nicht um Bestätigung geht, möchte ich gerne im Thema Dolphins wiedersprechen.

    Ich denke nicht, dass die Fins am Ende der Saison positiv sind (vorausgesetzt sie verpflichten keinen QB). Klar haben sie mit der starken Defense und einen WR Marshall gute Eckpfeiler. Doch wenn man bedenkt, dass Miami zweimal gg Jets + zweimal gg Pats ranmuss, wird mir schon ein bissl mulmig. Hinzu kommt noch die, von dem Autor angesprochene, Großbaustelle Quarterback. Keiner der Jungs hat das Zeug, um das Team zu führen und Pennington wird sich immer wieder verletzen. Wenn die Fins Palmer holen sollte, was ich sehr sinnvoll fände, wäre sie in der Division konkurrenzfähig. Ansonsten wird das eine langweilige 7-9.

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