Dienstag, 2. August 2011

Team-Check AFC South

Im heutigen Team-Check ist die AFC South dran. Wer glaubt, die Indianapolis Colts würden sich mal wieder durchsetzen, irrt. In dieser Saison gibt es ein Überraschungs-Team in der Division.


Jacksonville Jaguars

Vergangenheit: Die Jaguars sind eines der neueren Teams in der NFL. Seit 1995 wirbeln die Jags in der Liga mit. Nach einer 4-12-Saison zum Auftakt zählte Jacksonville in den späten 1990ern zu den besten Mannschaften in der NFL. Den Höhepunkt einer starken Phase war die Saison 1999, als die Jags die Saison mit dem ligaweit besten Record (14-2) abschlossen und im AFC Divisional Game die Dolphins mit 62-7 verprügelten. Der zweithöchste Sieg in NFL-Playoff-History war gleichzeitig das letzte Spiel eines gewissen Dan Marino. In den frühen 2000er Jahren gab es in Jacksonville einige Probleme mit der Cap-Grenze, so dass sich die Jaguars von einigen Leistungsträgern trennen mussten. Sportlich ging es dementsprechend bergab.

Pocket Hercules

2009 machten es die Jaguars dann ähnlich wie Borussia Dortmund in der Bundesliga. Altstars mit hohem Einkommen wurden abgegeben und plötzlich hieß es "Jugend forscht". Die größte Veränderung gab es auf der Position des Running backs. Fred Taylor, der Star der Franchise, wechselte zu den Patriots und Maurice Jones-Drew, ein second-round-pick von 2006 war von nun an feature back in Jacksonville. Wir alle wissen, dass diese Entwicklung nicht die schlechteste war. Wirtschaftlich haben die Jaguars seit ein paar Jahren große Probleme, was die Stadionauslastung angeht. Die Wirtschaftskrise in den USA traf Florida besonders hart und der Besuch eines Football-Spiels kostet weit mehr als der Besuch eines Fußballspiels. Denn zusätzlich zu den 50-100$ für die Eintrittskarten fallen auch hohe Kosten für Tailgating etc. an (wer meint, das wäre unnötig, kennt die Amerikaner nicht). In der Saison 2009 hatte das 73.000 Zuschauer fassende Stadion einen Besucherschnitt von 40.000. Dank einiger lokaler Projekte und einem Sponsoren-Deal mit einer regionalen Bank stiegen die Zuschauerzahlen im vergangenen Jahr wieder deutlich an. Auch sportlich begann die vergangene Saison recht verheißungsvoll. Noch im Dezember führten die Jaguars die AFC South an und träumten von den Playoffs. Für immer in Erinnerung wird mir das Spiel in Week 4 gegen die Colts bleiben. Mit einem 59-yard-field-goal von Josh Scobee zum Schlusspfiff entschieden die Jaguars das Spiel für sich. Doch ein suboptimales Finish führte zu einem Record von 8-8, der nicht für die Postseason reichte.

Zukunft: Die Defense der Jaguars gehörte in der vergangenen Saison zu den am schlechtesten besetzten in der NFL. Das lag weniger an der D-Line als viel mehr an dem, was dahinter rumlief. Sowohl auf der Linebacker-Position als auch in der Secondary haben sich die Jaguars jedoch sehr ordentlich verstärkt. Der ehemalige Leader der Bills-Defense MLB Paul Posluzny stieß ebenso zu den Jags wie Linebacker Clint Session, Safety Dawan Landry und der meiner Meinung nach weit unterschätzte CB Drew Coleman. Coleman stand bei den Jets natürlich unter dem Schatten von Darrelle Revis und Antonio Cromartie. Vergangene Saison aber ersetzte Coleman in vielen Spielen den angeschlagenen Revis und erledigte seinen Job herausragend.
In der Offense zählt Jack del Rio wieder auf seinen Spitzen-Runningback Maurice Jones-Drew. Doch wie man in der vergangenen Saison gesehen hat, verfügen die Jaguars auch über ein passing game. Speziell zu Beginn der Saison absolvierte QB David Garrard beeindruckende Spiele. Mit TE Marcedes Lewis und dem WR Mike Thomas, der in meinen Augen über großes Breakout-Potenzial verfügt, hat Garrard zwei Top-Anspielstationen. WR Mike Sims-Walker verließ die Jaguars Richtung St. Louis. Zudem verpflichtete Jacksonville mit Jason Spitz einen soliden O-Liner, eine Position, die die Jags auch im Draft mit William Rackley aufbesserten.
Achso, a propos Draft. Da wäre natürlich noch der 1st-round-pick Blaine Gabbert. Wie man meiner Draft-Vorschau entnehmen kann, war ich felsenfest davon überzeugt, dass Gabbert an Position 1 von den Panthers genommen wird. Ich halte sehr viel von dem Ex-Missouri-QB und bin sicher, dass er seine Chance erhalten wird.

Prognose: Die Jaguars haben sich vielleicht nicht so spektakulär verstärkt wie die Eagles, aber dafür haben sich die Jags äußerst sinnvoll verstärkt. Wenn die entscheidenden Spieler, allen voran MJD, fit bleiben, profitieren die Jaguars von eine schwachen Saison der Colts (dazu später mehr) und erreichen mit einem 10-6-Record die Playoffs, wo jedoch recht früh Schluss sein wird.


Tennessee Titans


CJ2K

Vergangenheit: Obwohl es die Franchise schon seit mehr als 50 Jahren gibt, heißt der Verein erst seit 1999 Tennessee Titans (vorher war der Verein in Houston, Texas, lokalisiert).  Direkt in der ersten Saison mit dem neuen Namen erreichten die Titans den Super Bowl, den sie 1 yard short gegen die Rams verloren. In den Jahren danach erreichten die Titans regelmäßig die Playoffs, das letzte Mal in der Saison 2008. In der Divisional Round wurden die Titans dann jedoch von den Ravens 13-10 verprügelt. In den vergangenen beiden Jahren brachte Tennessee einen der talentiertesten Runningbacks der NFL-Geschichte hervor. Chris Johnson gelang es in der 2009 Saison als erst sechster Runningback aller Zeiten, mehr als 2000 rushing yards in einer Saison zu sammeln. Johnson ist berühmt für seine wahnsinnige Schnelligkeit. Seine Fähigkeit, Tackles zu brechen, ist eher wenig ausgeprägt. Doch obwohl die Titans einen solch überragenden RB besitzen, schafften sie es in den vergangenen beiden Jahren nicht, die Playoffs zu erreichen. Dies lag zum einen am mangelhaften passing game und zum anderen (vor allem vergangene Saison) an einer löchrigen Defense.

Zukunft: Wie bereits erwähnt, war die Defense in der vergangenen Saison oft genug ein Hühnerhaufen. Demzufolge kann ich nicht nachvollziehen, warum die Titans mit LB Stephen Tulloch und DE Justin Babin zwei der wenigen zuverlässigen Spieler gehen ließen. Zumindest die beiden Defensive Ends Jacob Ford und Dave Bell wurden re-signed. Zudem wurde LB Barrett Ruud verpflichtet, der mir zuletzt sehr gut gefiel. Doch das reicht noch längst nicht aus. Das Problem bei Tennesse ist zudem, dass der neue Coach Mike Munchak ein neues 4-3-System in die Defense einbauen will. Die Titans-Defense steht vor einem großen Umbau. Noch viel Geld können die Titans in der Free Agency ausgeben. In der Defense wird sich sicher noch einiges tun.
In der Offense gibt es weitaus mehr Lichtblicke. Die O-Line finde ich recht stabil. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass mit Jake Locker ein Top-Rookie-QB im Draft geholt wurde, würde ich mir wünschen, dass die Titans sich im Zentrum der O-Line noch um eine Idee verstärken. Die Verpflichtung des erfahrenen Matt Hasselback gefällt mir sehr gut. Somit legen die Titans ihr Schicksal nicht in die Hände eines Rookies, sondern können diesen erstmal in aller Ruhe an den Spielbetrieb heranführen. Auf der Position des Runningbacks sind die Titans mit Chris Johnson natürlich bärenstark besetzt. Die Anspielstationen sind ein Rätsel für sich. Nate Washington, Kenny Britt oder der neuverpflichtete Tight End Daniel Graham können an guten Tagen Wahnsinns-Nummern auf das Stat-Sheet zaubern und an schlechten auf eben jenem überhaupt nicht erscheinen. Viele glauben, dass Britt ein Breakout-Kandidat ist. Das bezweifle ich, weil Britt eine Skandal-Nudel ist und nicht über die ganzen 16 Spiele konstant gut spielen wird.

Prognose: Die Übergangs-Saison in Tennessee endet 5-11.


Houston Texans

Vergangenheit: Die Texans sind die jüngste Franchise in der NFL. 2002 spielten sie ihre erste Saison. In den Anfangsjahren hatten sie einige Start-Schwierigkeiten und beendeten die Spielzeiten mit jeweils mehr als zehn Niederlagen. Seit drei Jahren verbessern sich die Texans jedoch stetig, vor allem in der Offensive. 2009 hatte QB Matt Schaub 4.770 passing yards, die sechstmeisten in der NFL-Geschichte. Mit 101 Receptions für 1.569 Receiving Yards machte WR Andre Johnson deutlich, dass er einer der besten Receiver aller Zeiten ist. In der vergangenen Saison zeigten die Texans dass sie nicht nur ein passing game haben. Arian Foster gelang mit 2.200 yards from scrimmage und 18 Touchdowns eine Wahnsinns-Saison. Was die Texans von einem Playoff-Spot entfernte, war die desaströse Secondary. Mit 267 passing yards allowed pro Spiel belegte die Texans-Defense den letzten Platz in der Liga.


Andre Johnson fängt mal wieder was

Zukunft: Fangen wir mit der negativen Seite an, der Defense. In der D-Line haben sich die Texans durch einen meiner beiden Lieblingsspieler im Draft verstärkt. DE J.J. Watt wird ab sofort in Houston die Sau rauslassen (zur Info: mein anderer Lieblingsspieler ist DE Ryan Kerrigan, der in der 1st round an die Redskins gegangen ist). An dieser Stelle sei kurz erwähnt, dass ich in meiner Draft-Vorschau prognostiziert habe, dass Watt zu den Texans gehen wird. Ok, genug Eigenlob. Dank seiner enormen Körpergröße und seiner immensen Spielintelligenz wird er einen guten pass rusher abgeben. Die Horror-Szenarien in der Secondary wollen die Texans dank der vielen Neuzugänge nicht mehr erleben. Der berühmteste ist wohl CB Johnathan Joseph, der zu meiner Überraschung die Bengals verließ. Auch FS Danieal Manning soll dabei helfen, das gegnerische passing game zu zerstören. Auch im Draft versorgten sich die Texans mit Defensive Backs, gleich fünf Rookies stoßen zum Kader hinzu.
Die Offense bietet weitaus weniger Schwachstellen. Mit QB Matt Schaub, den Receivern Andre Johnson und Jacoby Jones sowie Tight End Owen Daniels befindet sich das eigene passing game auf einem Premium-Level. Vom running game sollte man eigentlich überzeugt sein, wenn man bedenkt, wie Arian Foster vergangene Saison gerockt hat. Doch da gibt es ein kleines Problem: FB Vonta Leach ebnete für Foster eindrucksvoll den Weg. Doch Leach spielt nun bei den Ravens (JACKPOT!!!). Ohne einen top-lead-blocker wird es schwierig für Foster. Jetzt wird sich zeigen, ob Foster wirklich ein Klasse-Back ist.

Prognose: Ganz bitter - Mit einem Record von 9-7 verpassen die Texans wieder einmal denkbar knapp die Playoffs.


Indianapolis Colts

Vergangenheit: Seitdem die Colts 1998 Peyton Manning im Draft verpflichteten, hatten sie nur 1998 und 2001 einen negativen Record. Alle anderen Spielzeiten waren winning seasons, die meisten mit 12 oder mehr Siegen. 2006 reichte es dann sogar für den Sieg im Super Bowl gegen die Chicago Bears. 2009 unterlagen die Colts im Super Bowl den New Orleans Saints. Neben den Patriots waren die Colts wohl das dominanteste Team der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts. Wegen einer langen Verletztenliste beendeten die Colts die vergangene Saison "nur" 10-6. Vor allem der Ausfall von Runningback Joseph Addai machte sich bemerkbar. Mit einem Schnitt von 92 rushing yards pro Spiel landeten die Colts auf Rang 29 in der NFL. Im Wild-Card-Game gegen die Jets war dann die Colts-Saison zuende.

Zukunft: Die D-Line ist mehr als ordentlich, allen voran DE Dwight Freeney. Auf der Linebacker-Position mache ich mir jedoch Sorgen, nachdem Clint Session, wie eben im Jaguars-Artikel erwähnt, abgewandert ist. Ich bezweifle, dass Indy noch so viel Cap-Spielraum hat, um sich einen vernünftigen LB an Land zu ziehen. Im Backfield war es wichtig, SS Melvin Bullitt zu resignen, der mit dem meiner Meinung nach weit unterschätzten FS Antoine Bethea ein gutes Duo abgibt. Die Defense ist also bis auf ein paar Kleinigkeiten mehr als in Ordnung.
Am eigentlichen Prunkstück der Colts zweifle ich jedoch: die Offense. Die O-Line halte ich zwar, auch durch die beiden zuerst im Draft verpflicheteten Anthony Castonzo und Ben Ijalana, für äußerst vorzeigbar. Aber beim Running Game mache ich mir Sorgen. Ich habe nicht das Gefühl, dass Addai jemals wieder eine zuverlässige Saisonleistung abrufen kann. Die Colts werden sicher regelmäßig Rookie-RB Delone Carter in den Mix bringen. In meiner Draft-Vorschau habe ich Carter als unscheinbaren Roh-Diamant bezeichnet.

Der alte Mann und das Mehr

Außerdem habe ich das Gefühl, dass Manning so langsam abbauen wird, auch wenn er zuletzt nochmal einen Wahnsinns-Vertrag erhalten hat. Seine Nacken-Probleme und sein Alter sprechen nicht gerade für ihn. Irgendwann muss die Saison kommen, in der es für den Quarterback bergab geht. Und ich glaube, diese Saison steht uns gerade bevor. Darunter wird WR Reggie Wayne leiden, und erst recht alle anderen Receiver, die meinem Empfinden nach so gut wie alle von einem genialen Manning zu profitieren scheinen und im Zusammenspiel mit schechteren QBs ganz schön alt aussähen.

Prognose: So kurios es klingen mag; aufgrund großer Probleme in der Offense beendet Indianapolis die Saison 8-8. Achso, in Anlehnung an die vergangene Saison sollte ich vielleicht erwähnen, dass das nicht für die Playoffs reicht.


Morgen geht weiter mit der NFC West

1 Kommentar:

  1. also immer dieses argument, manning ist zu alt - so ein mist, der wird noch jahre bei den colts auf nem top-level spielen! alleine sein football-IQ wird den colts helfen, auch dieses jahr wieder in die playoffs zu ziehen.

    ich bin gewiss kein manning-fan und würde es den jaguars gönnen, wie du schreibst, aber ich glaube nicht daran

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